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16. Dezember 2024 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Die Liturgie ist die Schule des Gebetes und der Begegnung mit Christus, dem immer gegenwärtigen Herrn. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Advent - jene besondere Zeit der „O-Antiphonen“. Sie handelt sich eine Reihe von liturgischen Texten, die in der Adventszeit vom 17. bis 23. Dezember in der Vesper vor dem Magnificat gesungen werden. Diese Antiphonen, die im Römischen Ritus sowohl in der ordentlichen als auch in der außerordentlichen Form gegeben sind, spielen im sogenannten alten Ritus eine besonders feierliche Rolle, da sie den Advent in seiner innersten Erwartung auf das Kommen Christi in Szene setzen. Jede dieser Antiphonen beginnt mit dem Ausruf „O“ und ruft Christus unter verschiedenen messianischen Titeln an, die aus der Heiligen Schrift entnommen sind.
Die Antiphonen lauten wie folgt:
1. O Sapientia – „O Weisheit“ (17. Dezember)
2. O Adonai – „O Herr“ (18. Dezember)
3. O Radix Jesse – „O Wurzel Jesse“ (19. Dezember)
4. O Clavis David – „O Schlüssel Davids“ (20. Dezember)
5. O Oriens – „O Morgenstern“ (21. Dezember)
6. O Rex Gentium – „O König der Völker“ (22. Dezember)
7. O Emmanuel – „O Emmanuel“ (23. Dezember)
Die Anfangsbuchstaben der lateinischen Titel, rückwärts gelesen, ergeben den Satz: „Ero cras“ – „Morgen werde ich da sein“. Diese Anordnung zeigt die liturgische Absicht, den Gläubigen im rufenden Gebet durch eine wachsende Erwartung direkt auf die Geburt Christi hinzuführen.
Im Kontext der außerordentlichen Form des Römischen Ritus besitzen die O-Antiphonen eine besonders herausragende Rolle, da sie das liturgische Herz der Adventszeit bilden. Während der Advent in den ersten drei Wochen hauptsächlich von Umkehr und Buße geprägt ist, treten in der letzten Woche die Freude und die unmittelbare Erwartung des Messias in den Vordergrund.
Schrift und Liturgie - sie sind ineinander verwirkt. Die O-Antiphonen sind tief in der Heiligen Schrift verwurzelt und greifen Prophezeiungen des Alten Testaments auf, die auf das Kommen des Messias hinweisen:
• O Sapientia verweist auf die Weisheit Gottes (vgl. Sir 24,3; Weish 8,1).
• O Adonai ruft den Herrn als Gesetzgeber und Retter an (vgl. Ex 3,2; Jes 33,22).
• O Radix Jesse erinnert an die Verheißung eines Sprosses aus der Wurzel Jesse (vgl. Jes 11,1).
Der Alte Ritus hebt diese Verknüpfung besonders hervor, da er in der liturgischen Sprache und Symbolik eine größere Kontinuität zu den biblischen Traditionen bewahrt.
Das Licht wächst, vom Funkeln eines Morgengrauens hin zum hellen Schein. Die O-Antiphonen spiegeln den Übergang von der Buße zur Freude wider. Im Alten Ritus, der die Adventszeit stärker als „kleine Fastenzeit“ versteht, wird dieser Wandel durch die schrittweise Betonung der Nähe Christi besonders greifbar. Die Antiphon „O Oriens“ (O Morgenstern) ist ein Höhepunkt, da sie Christus als das aufstrahlende Licht der Welt preist, das die Finsternis vertreibt. Kein Dunkeln kann neben der Helle des Kindes von Bethlehem, das geboren wird, bestehen.
Die O-Antiphonen sind (wie alles im liturgischen Vollzug und Raum) nicht allein ein „liturgisches Element“, sondern eine Schule der Erwartung und Hoffnung. Im Alten Ritus wird ihre Feier durch die sakrale Atmosphäre, die gregorianischen Melodien und die Konzentration auf das göttliche Mysterium besonders intensiv erlebt.
Christus ist das das Zentrum der Heilsgeschichte, das Alpha und Omega, der endgültige Einbruch des Göttlichen in die Schöpfung, Anfang, Höhe, und Ende. Jede Antiphon offenbart eine spezifische Dimension des messianischen Geheimnisses Christi. Zusammen ergeben sie ein vollständiges Bild: Christus ist Weisheit, Herr, Wurzel Jesse, Schlüssel Davids, Morgenstern, König der Völker und Emmanuel. Die eschatologische Dimension des Geschehens rückt zunehmend ins Bewusstsein. Die O-Antiphonen richten den Blick nicht nur auf das erste Kommen Christi in Bethlehem, sondern auch auf sein Wiederkommen in Herrlichkeit. Diese doppelte Dimension ist ein zentrales Element des Advents, das im Alten Ritus durch die Betonung der Erwartung besonders präsent ist.
Liturgie und Gebet stehen im theologischen und materiellen Einklang. Die wiederholte Anrufung „O“ drückt ein sehnsüchtiges Gebet aus, das den Gläubigen aufruft, nicht nur passiv zu warten, sondern aktiv das Herz für den kommenden Herrn vorzubereiten. Im Alten Ritus wird diese Haltung durch die stillen Gebete und die kontemplative Struktur der Liturgie zur Einen großen Wirklichkeit erhoben, die in die himmlische Liturgie hineinführt. So zeichnen die O-Antiphone einen gleichsam einzigartigen Weg der inneren Erneuerung ab. Die Feier der O-Antiphonen lädt die Gläubigen ein, sich von der Liturgie in der rechten Weise gestalten zu lassen, um bereit zu sein, und Christus nicht nur als historischen Retter, sondern als lebendige Gegenwart in ihrem Leben zu empfangen. Der heilige Papst Johannes Paul II. fasste diese Haltung treffend zusammen: „Die Liturgie ist die Schule des Gebetes und der Begegnung mit Christus, dem immer gegenwärtigen Herrn“.
Das Zitat stammt aus dem Apostolischen Schreiben „Vicesimus quintus annus” (Nr. 9, dort etwas breiter), das der Papst am 4. Dezember 1988 zum 25. Jahrestag der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlichte. In diesem Schreiben reflektierte der Heilige. über die Bedeutung und die Umsetzung liturgischer Reformen nach dem Konzil und hob die zentrale Rolle der Liturgie als Quelle und Gipfel des christlichen Lebens hervor. Die Liturgie wird dabei als ein privilegierter Ort beschrieben, an dem die Gläubigen Gott begegnen und die Beziehung zu Christus vertiefen können. Der Gedanke der Begegnung mit Christus zieht sich durch das gesamte Schreiben und betont die sakramentale Präsenz des Herrn in der Liturgie
Im Alten Ritus, wo die Liturgie in der ihr eigenen und sichtbaren Art auf die Transzendenz Gottes hin ausgerichtet ist, wird diese Begegnung intensiv erfahrbar. Die O-Antiphonen helfen, die Adventszeit als Zeit der Gnade, der Umkehr und der freudigen Erwartung zu vertiefen.
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