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Ist J.R.R. Tolkien ein Heiliger?

vor 7 Stunden in Chronik, keine Lesermeinung
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Wird J.R.R. Tolkien heiliggesprochen? Gründe dafür gäbe es genug das Verfahren zu starten. Mit offiziellem Gebet für den privaten Gebrauch.


Mols (kath.net/ smb)
John Ronald Reuel Tolkien lebte von 1892 bis 1973 und war Philologe und Schriftsteller. Seine Bücher «Der Hobbit» und «Der Herr der Ringe» setzten grundlegende Massstäbe an die Phantastikliteratur. Sein Sohn Christopher veröffentlichte nach seinem Tode viele weitere Geschichten, darunter auch «Das Silmarillion», ein Kernstück des Schaffens von Tolkien. «Der Hobbit» ist das zweitmeiste verkaufte Kinderbuch der Welt und auch «Der Herr der Ringe» gehört unter die bestverkauftesten und meistübersetztesten Bücher der Weltliteratur.

Tolkien und Katholizismus
Tolkien war aber auch ein überzeugter Katholik. Er besuchte täglich die Heilige Messe, verehrte die Eucharistie und die Heilige Maria in besonderem Masse. Er sagte über den «Herrn der Ringe» gegenüber dem Jesuiten Robert Murray im Jahre 1953: «Der Herr der Ringe ist natürlich ein von Grund auf religiöses und katholisches Werk; unbewusstermassen zuerst, aber bewusst auch im Rückblich. Deshalb auch habe ich so gut wie nichts hineingebracht, oder vielmehr alles weggelassen, was auf «irgendetwas» wie Religion hinweisen könnte, …» (Brief 142). Sein ältester Sohn John wurde Priester.

Bezüglich der Eucharistie schrieb Tolkien mehrere Male an seine Kinder. Besonders erwähnenswert ist ein Brief aus dem Jahre 1963: «Die einzige Heilung für das Durchhängen des schwach werdenden Glaubens ist die Kommunion. Obwohl immer ganz es selbst, vollkommen, vollständig und unverletzlich, wirkt das Heilige Sakrament doch nicht in irgendeinem von uns gänzlich und ein für allemal. Wie der Akt des Glaubens muss es fortdauern und durch Übung wachsen.» (Brief 250).

In Brief 43 im Jahre 1941 schrieb er ebenso an seinen Sohn Michael über die Ehe und das Verhältnis der Geschlechter zueinander und über sein eigenes Unvermögen im Leben: «Aus der Dunkelheit meines Lebens, aus so vielen Enttäuschungen stelle ich die eine große Sache vor Dich hin, die es auf Erden zu lieben gibt: das Heilige Sakrament…. Hier findest Du Romantik, Ruhm, Ehre, Treue und das wahre Verhältnis zu allem, was Dir lieb ist auf Erden. Und mehr noch: den Tod: nach der göttlichen Paradoxie dasjenige, was das Leben beendet and alles aufzugeben gebietet, durch dessen Geschmack (oder Vorgeschmack) aber dasjenige, was Du in Deinen irdischen Beziehungen suchst (Liebe, Treue, Freude), allein gewahrt werden oder jenen Charakter der Realität, der ewigen Dauer annehmen kann, den das Herz jedes Menschen begehrt.» Dieses Zitat verwendete Papst Franziskus am 25. Dezember 2023 in seiner Weihnachtsansprache.

Auch verehrte Tolkien besonders die Heilige Maria. Er übersetzte das Ave Maria, die Loreto-Litanei, das Sub tuum praesidium in seine selbstgemachte Sprache Quenya und verfasste Gedichte zu Maria. Auch ist die Elbin Galadriel ursprünglich nach dem Vorbild Mariens erdacht worden, wurde später dann aber überarbeitet.


Kanonisierungsbegehren
Nach verschiedenen Aktivitäten rund um Pater Daniele Ercoli aus Turin, der peruanischen und brasilianischen Tolkiengesellschaften schrieb Ercoli 2015 dem Erzbischof der Erzdiözese Birmingham, Erzbischof Bernard Longley, und ersuchte ihn um den Start eines Kanoniseriungsverfahrens. Dieser antwortete interessiert, aber noch nicht entschieden am 16. Juli 2015 und bat um internationale Bemühungen und Gebete zur Seligsprechung.

Im September 2018 fand dann eine Kanonisierungs-Konferenz dieser Initiantengruppen in Oxford statt, leider ohne grössere Ergebnisse. Erzbischof Longley schrieb zuletzt am 2. Oktober 2024 an die neugegründete peruanische, katholische Tolkiengesellschaft wie erfreut er über die Bemühungen sei. Er verwies an Father Julian Booth, den Beauftragten der Erzdiözese für Kanonisierungen. Offen ist allerdings, ob ein offizielles Verfahren eingeleitet wurde.

Gebet zur Kanonisierung (privater Gebrauch)
O Allerheiligste Dreifaltigkeit, wir danken Dir, dass Du die Kirche mit John Ronald Reuel Tolkien beehrt hast und dass du die Poesie deiner Schöpfung, das Geheimnis der Passion deines Sohnes und die Symphonie des Heiligen Geistes durch ihn und seine subkreative Vorstellungskraft erstrahlen lässt. Im vollen Vertrauen auf Deine unendliche Barmherzigkeit und auf die mütterliche Fürsprache Mariens hat er uns ein lebendiges Bild von Jesus, der Weisheit des menschgewordenen Gottes, geschenkt und uns gezeigt, dass Heiligkeit das notwendige Maß des gewöhnlichen christlichen Lebens ist und der Weg, um die ewige Gemeinschaft mit Dir in der täglichen Eucharistie zu erlangen – wenn der Himmel Erde vermählt. Gewähre uns durch seine Fürsprache und nach Deinem Willen die Gnaden, die wir erflehen [ ...], in der Hoffnung, dass er bald zu Deinen Heiligen gezählt wird. Amen.

Original:
O Blessed Trinity, we thank You for having graced the Church with John Ronald Reuel Tolkien and for allowing the poetry of Your Creation, the mystery of the Passion of Your Son, and the symphony of the Holy Spirit, to shine through him and his sub-creative imagination. Trusting fully in Your infinite mercy and in the maternal intercession of Mary, he has given us a living image of Jesus the Wisdom of God Incarnate, and has shown us that holiness is the necessary measure of ordinary Christian life and is the way of achieving eternal communion with You. Grant us, by his intercession, and according to Your will, the graces we implore…,hoping that he will soon be numbered among Your saints. Amen.

Latein:
O Sanctíssima Trínitas, tíbi grátias ágimus quod Sánctam Ecclésiam Ioánne Ronáldo Réuel Tólkien ornavísti, itémque permisísti creatiónis túæ poésin, Passiónis Fílii túi mystérium ac Spíritus Sáncti symphóniam per ípsum eiúsque imaginatiónem subcreatívam lucére. Omníno fídens infiníta túa misericórdia átque matérna Maríæ intercessióne, ípse imáginem vívam Iésu, Sapiéntiæ Déi Incarnátæ, nóbis perhíbuit, demonstravítque sanctitátem ésse cum necessáriam ordináriæ vítæ Christiánæ mensúram tum víam ad ætérnam communiónem técum adipiscéndam in Eucharístia quotidiána —qua cǽlus térræ coniúngitur. Da nóbis, humíliter quǽsumus, per éius intercessiónem et secúndum voluntátem túam, quas depóscimus grátias [ . . . ], sperántes éum mox ápud sánctos víros túos numerátum íri. Amen.

Quellen:
https://aleteia.org/2022/09/06/could-j-r-r-tolkien-ever-be-canonized-a-saint
https://aleteia.org/2018/07/14/will-tolkien-and-chesterton-be-declared-saints
https://file770.com/tolkien-an-unexpected-sainthood/

 


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