Aktuelles | Chronik | Deutschland | Österreich | Schweiz | Kommentar | Interview | Weltkirche | Prolife | Familie | Jugend | Spirituelles | Kultur | Buchtipp
vor 25 Stunden in Aktuelles, 2 Lesermeinungen
Artikel versenden | Tippfehler melden
Ein ‚Schluss-Evangelium‘, das Prinzip des Anfangs in der Wahrheit ist. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Am Ende jeder heiligen Messe im sogenannten alten Ritus, in welcher das göttliche Lamm erneut unblutig dargebracht wird, erhebt die Kirche mit dem Prolog des heiligen Evangeliums nach Johannes ihre Stimme, um das Mysterium des Wortes Gottes zu verkünden: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Dieses Wort, dieser Logos, welcher Fleisch geworden ist, verweilte unter den Menschen, damit sie durch ihn das Leben in Fülle erlangen.
Indem die heilige Liturgie die Gläubigen mit den Worten „Ite, missa est“ aussendet, erinnert sie den Christen an den apostolischen Auftrag: Wie das ewige Wort vom Vater gesandt wurde, um Licht in die Finsternis zu bringen, so sind auch wir berufen, das göttliche Licht in die Welt zu tragen. Das Schluss-Evangelium mahnt den Gläubigen, den Blick stets auf die himmlischen Dinge zu richten, und es verleiht uns die Kraft, den Glauben, den wir am Altar empfangen, im täglichen Leben zu bezeugen. So endet die Messe nicht als bloße Feier, sondern wird zum Anfang eines lebendigen Zeugnisses für die Herrlichkeit des fleischgewordenen Wortes. Somit wird der Gläubige in besonderer Weise „entlassen“. Das Schluss-Evangelium ermahnt die Gläubigen, das Licht Christi, das sie im Gottesdienst empfangen haben, in die Welt hinauszutragen und in der Gnade der Menschwerdung zu leben. Mehr noch: das Schluss-Evangelium ist auch ein Gebet des Schutzes. Besonders die Worte „Und das Wort ist Fleisch geworden“ gelten als machtvoller Ausdruck des Glaubens und der geistlichen Verteidigung.
Das Fest des heiligen Johannes wird am 27. Dezember gefeiert. Es lädt daher nun dazu ein, sich mit diesem Prolog seines Evangeliums auseinanderzusetzen, der die tiefsten theologischen Aussagen über den Logos enthält: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“ - „In principio erat Verbum, et Verbum erat apud Deum, et Deus erat Verbum. Hoc erat in principio apud Deum. Omnia per ipsum facta sunt, et sine ipso factum est nihil quod factum est. In ipso vita erat, et vita erat lux hominum; et lux in tenebris lucet, et tenebrae eam non comprehenderunt“ (Joh 1,1-5). Ein gewaltiges Wort: „Bei Gott - auf Gott hin - πρὸς τὸν θεόν - und Gott war das Wort, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος“.
Johannes hebt mit der Rede vom Logos an, die sowohl jüdisch als auch griechisch geprägt ist. Der Logos bezeichnet griechisch gedacht Vernunft und Ordnung, während er im jüdischen Denken oft mit dem schöpferischen Wort Gottes (dabar) verbunden wird. Johannes eint diese Traditionen, um die Gottheit Christi auszudrücken.
„In principio erat Verbum“: Johannes knüpft an den Schöpfungsbericht der Genesis an („Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“), um zu zeigen, dass der Logos von Ewigkeit her existiert. „Et Verbum erat apud Deum“: Der Logos steht in einer ewigen Beziehung zum Vater. Dies verweist auf die personale Unterscheidung innerhalb der Trinität. „Et Deus erat Verbum“: Der Logos ist nicht nur bei Gott und auf Gott hin, sondern selbst Gott. Hier wird die Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater ausgesagt und jeder arkadisch orientierten Irrlehre der Weg verbaut.
Für den heiligen Augustinus war es ein Anliegen, den Prolog tiefgründig zu kommentieren, insbesondere in seinen Traktaten über das Johannesevangelium (In Ioannis Evangelium Tractatus). Einige zentrale Gedanken erklären das Wesentliche.
Die Ewige Geburt des Logos steht zunächst im Vordergrund. Augustinus erklärt, dass der Logos „geboren“ wurde, aber nicht „erschaffen“. In „De Trinitate“ betont er: „Dieses Wort Gottes ist nicht so gesprochen, als wäre es ein durch Silben ausgesandter Laut, sondern so, dass es in der unveränderlichen Substanz verweilend eine unveränderliche Geburt hat“ („Hoc autem Verbum Dei non ita dictum est, quasi sonus emissus sit per syllabas, sed ita dictum est ut incommutabilis substantia permanens haberet incommutabilem nativitatem“). Das ewige Wort ist der Sohn, der unerschaffen, aber vom Vater gezeugt ist. Dies ist die Grundlage der Lehre von der ewigen Zeugung des Sohnes.
Das Licht des Logos: sein Leben war „lux hominum“, das „Licht der Menschen“. Dazu erklärt Augustinus: „Dieses Licht wohnt innerlich in der Seele: „Dieses Licht hört nicht nur, sondern sieht auch, wer liebt“ („Hoc lumen intrinsecus habitat in anima: hoc lumen non solum audit, sed et videt qui amat“). Das Licht des Logos erleuchtet jeden Menschen durch die göttliche Wahrheit, die Verstand und Vernunft ihrer Fähigkeit zur Wahrheit zuführt.
In „De Trinitate“ beschreibt Augustinus den Logos als Mittler, durch den der Vater die Welt erschafft und durch den die Gemeinschaft der Dreifaltigkeit kommuniziert: „Im Vater ist Einheit, im Sohn Gleichheit, im Heiligen Geist die Eintracht von Einheit und Gleichheit“ - „In Patre est unitas, in Filio aequalitas, in Spiritu Sancto unitatis aequalitatisque concordia“. Der Logos ist der Ausdruck der göttlichen Weisheit und insgleichen Schöpfungsprinzip, der Geist ist die Liebe, die den Vater und den Sohn verbindet.
Der Prolog des Johannes bildet somit die Grundlage für das Verständnis der innertrinitarischen Beziehungen. Die Dreifaltigkeit ist „ontologisch“ (mit vielen Grüßen an Arius). Der Logos ist wesensgleich mit dem Vater (homoousios), wie es das Konzil von Nizäa lehrt. Der Dreifaltigkeit eignet eine „Ökonomie“: Der Logos ist das Werkzeug der Schöpfung und der Offenbarung Gottes in der Geschichte. Der Sohn ist Gott und Gott ist der Sohn. Dann teilt (communicatio) der Logos sich als „Offenbarung“ mit. Der Logos ist die Selbstmitteilung Gottes. Durch ihn spricht der Vater und offenbart sich in der Welt.
Johannes’ Prolog zeigt, dass der Logos nicht nur ewige Weisheit, sondern auch Mensch geworden ist („Verbum caro factum est“, Joh 1,14). Diese Inkarnation bildet den Höhepunkt der trinitarischen Offenbarung. Der Logos bringt das ewige Leben und die göttliche Gemeinschaft zu den Menschen, wodurch die Dreifaltigkeit als Beziehung der Liebe erfahrbar wird. Also: der Logos ist das zentrale Mysterium des Christentums, das keine „Religion“ ist, sondern kosmisches Ereignis. Er offenbart die Einheit von Gott und Mensch in Christus und die innere Dynamik der Trinität.
Die ewige Geburt des Sohnes als Logos enthüllt die personale Identität Gottes in der Trinität. Der Sohn ist nicht nur ein Prinzip, sondern eine Person, die in ewiger Beziehung zum Vater steht. Die „Kommunikation“ zwischen Vater und Sohn ist der Ursprung der göttlichen Offenbarung und des Schöpfungsaktes. Das innerliche Licht wird deutlich aus der der Teilhabe am göttlichen Leben. Das Licht des Logos ist nicht bloß Erkenntnis, sondern Liebe, die das Herz des Menschen erleuchtet und ihn zur Gemeinschaft mit Gott führt. Die Erkenntnis des Logos: sie wird, wie Augustinus lebt und lehrt, stets durch die Liebe vermittel.
Diese augustinische Definition bedeutet, dass die Trinität keine abstrakte „Idee“ oder nur dem endlichen Menschen geschuldete Vorstellung ist, sondern eine lebendige Gemeinschaft der Liebe ist. Der Logos offenbart die dynamische Einheit Gottes, die sich in der Heilsgeschichte zeigt. Besonders in der Menschwerdung wird diese Liebe greifbar, da der Sohn aus der Liebe des Vaters gesandt wird, aus ihr hervorgeht, und im Heiligen Geist den Menschen das göttliche Leben schenkt. Die Dimension des Logos ist personal und verdeutlicht die dialogische-trialogische Natur der Trinität. Der Logos ist nicht nur Prinzip der Schöpfung, sondern das persönliche Angesicht Gottes, das im Sohn sichtbar wird. Metaphysische Tiefe im Sinne eines Augustinus ist mit der existenziellen Bedeutung für den Glaubenden verbunden: Der Logos ist das Wort, das den Menschen einlädt, in die Gemeinschaft mit Gott einzutreten.
Umso bedeutungsvoller ist es, dass am Ende der heiligen Messe alle Gläubigen mit diesem Missionsauftrag ausgesandt werden und mit den Worten des Evangelisten Johannes der Welt begegnen können. „Ite, Missa est“ - Geht hin, das ist eure Sendung, der Welt das Licht der Wahrheit zu bringen und auf den Weg hin zu diesem Licht zu verweisen. Das „Schluss-Evangelium“ im „alten Ritus“ - es ist das Evangelium der Morgenröte, die sich - gerade an Weihnachten - in den hellsten Tag hinein lichtet, den Tag des Christus, des Lammes, der Tür des Glaubens, der neuen Schöpfung, wie dies der heilige Paulus so umfassend betont.
Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!
lesa vor 4 Stunden: Deo Gratias und Magnificat!
Und dies geschah neun Monate nach Maria Verkündigung.
Gaston vor 17 Stunden: Deo gratias !
;-)
Um selbst Kommentare verfassen zu können nützen sie bitte die Desktop-Version.
© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz