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13. April 2025 in Chronik, 7 Lesermeinungen
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Deutscher Wehrmachtsoffizier Klinkicht widersetzte sich der SS-Anordnung, den Wiener Dom wegen des Hissens einer weißen Fahne "in Schutt und Asche zu legen" - "Nein, dieser Befehl wird nicht ausgeführt!"
Wien (kath.net/KAP) "Als Vergeltung für das Hissen einer weißen Fahne auf dem Stephansdom ist der Dom mit einem Feuerschlag von 100 Granaten in Schutt und Asche zu legen, sollte das nicht ausreichen, ist bis zu seiner Zerstörung weiterzuschießen!" So lautete am 10. April 1945 der wahnwitzige Befehl des Kommandanten einer SS-Artillerieabteilung im schon verlorenen Kampf um Wien gegen die sowjetische Rote Armee. Der Befehl sollte den Stephansdom 605 Jahre nach seiner Einweihung am 23. April 1340 dem Erdboden gleichmachen. Der aus Celle bei Hannover stammende deutsche Wehrmachtshauptmann Gerhard Klinkicht las die schriftlich übermittelte Anordnung seinen Soldaten vor und zerriss den Zettel vor aller Augen mit den Worten: "Nein, dieser Befehl wird nicht ausgeführt!"
Der Wehrmachtsoffizier erwarb sich mit dieser couragierten Weigerung den Ehrentitel "Retter des Stephansdoms". Bei der feierlichen Eröffnung des wieder aufgebauten Doms im April 1952 versicherte Kardinal Theodor Innitzer dem dazu eingeladenen Klinkicht: "Ihr Name ist in den Annalen der Stephanskirche ehrenvoll verzeichnet ... Gott segne Sie immerdar für Ihre mutige, edle Tat!"
Zur Vorgeschichte: In den frühen Morgenstunden des 10. April 1945 besetzte die Vorhut der russischen Truppen kampflos die Innere Stadt. Die deutschen Truppen hatten sich in der Nacht davor vollständig in den zweiten Bezirk zurückgezogen, um den Donaukanal als Schutz vor den Russen zu nützen. Als Signal für die heranrückende russische Hauptarmee, dass die Innenstadt bereits befreit ist, hissten Unbekannte die weiße Fahne an der Südseite des hohen Turms in ca. 120 Meter Höhe.
Für den Befehlshaber einer in Wien-Floridsdorf stationierten SS-Artillerieabteilung war das weiße Tuch ein rotes: Er übermittelte Hauptmann Klinkicht, der das Kommando über die Flakgruppe Groß-Jedlersdorf innehatte, besagten Zerstörungsbefehl. Dieser wusste, dass angesichts der großteils russisch besetzten Stadt ein solcher Akt purer Wahnwitz gewesen wäre, zudem hatte Klinkicht den Stephansdom bereits als junger Pfadfinder bei einem Wienbesuch 15 Jahre davor bewundert.
Wien sollte nicht Dresden werden
Was in ihm beim Einlangen der Order vorging, schilderte die Wiener Kirchenhistorikerin und langjährige Diözesanarchivarin Annemarie Fenzl gegenüber Kathpress: "Dies ist ein Augenblick im Leben eines Offiziers, wo er vor die Entscheidung gestellt wird, ob er einen solchen Befehl ausführen oder seine Durchführung verweigern soll", heißt es in Klinkichts Rückblick. Er erachtete den Befehl als "verbrecherisch", denn: "Was wir zuvor unseren Feinden vorgeworfen hatten, in verbrecherischer Weise unsere Kulturdenkmäler durch Bombardements aus der Luft zu zerstören - siehe Dresden im Februar 1945 -, das sollte ich nun an einem der erhabensten Kulturdenkmäler des Abendlandes ... vollbringen?"
Klinkicht informierte seine Batteriechefs umgehend von seiner entschiedenen Verweigerung. Und fügte sogar die Weisung hinzu: "Sollte hinter meinem Rücken die SS sich an einen der Chefs wenden und von diesem die Durchführung der Zerstörung des Doms verlangen, so ist dies abzulehnen und notfalls mit Waffengewalt zu verhindern - auf meine Verantwortung!"
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rosenstaedter 14. April 2025: Mein Geburtsjahr ist 1960
@SalvatoreMio
Meine Taufpatin war Wienerin. Sie übersiedelte als Pensionistin in die Schweiz.
Sie besass ein Haus in Wien Penzing. Der erste Besuch erlebte ich als die Reichsbrücke in die Donau stürzte.
Spätere Besuche erfolgten später.
Damals fand im Stephansdom, vor dem Wiener Neustädter Altar eine Vesper statt. Eine gute Gelegenheit dieses Haus Gottes in Stille ohne lästige Besucher zu erleben, im Rahmen der Vesper.
SalvatoreMio 13. April 2025: @rosenstaedter
Dann ist Ihr Geburtstag evtl. am 23. April? - Vielleicht sogar 1952?
Jedenfalls alles Gute zu Ihrem Festtag!
Versusdeum 13. April 2025: Das war echter Mut,
der so manchen in den letzten Tagen des Krieges auch das Leben kostete. Um so mehr sollten wir, denen (noch) keine Gefahr für Leib und Leben droht, mutig für Gott, Glaube, Wahrheit und Freiheit einstehen, wenn es not tut. Sollten. Aber dann merkt man schnell, wie feige man selbst in kleinen Dingen ist (vor Kollegen, Nachbarn, Verwandten...).
SalvatoreMio 13. April 2025: Dieser Bericht und ebenso der vorangegangene sind sehr berührend!
Dabei stelle ich zu meinem Erschrecken fest, dass gewiss nicht allein ich - als Deutsche - viel zu wenig von den Grauen jenes II. Weltkrieges erfahren hatte. - Wir waren nach dem ganzen Gemetzel offenbar mit den eigenen Verlusten und Problemen so stark beschäftigt, dass wir auch schulisch fast nichts von dem erfuhren, was jenseits unserer südlichen Grenzen (wie Österreich, Italien, Frankreich) vor sich gegangen war.
rosenstaedter 13. April 2025: Danke für diesen interessanten Beitrag
Zufällig findet der Kirchweihetag an meinem Geburtstag statt! :)
Bialas 13. April 2025:
Ein mutiger Mann,
volle Hochachtung.
girsberg74 13. April 2025: Stark !
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