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Rund eineinhalb Jahrhunderte vor Podcasts, Posts und Streams beklagte der Philosoph Soren Kierkegaard den Lärm dieser Welt und hielt ein Plädoyer für die Stille.
Wien (kath.net / pk) In seinem Buch „Zur Selbstprüfung der Gegenwart empfohlen“ schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard sinngemäß Folgendes: Wenn er ein Arzt wäre und eine Diagnose zum kranken Zustand der Welt geben müsste, dann würde er antworten: „Das Erste, die unbedingte Voraussetzung dafür, dass etwas getan werden kann, das Erste, was geschehen muss, ist: Stille schaffen, Stille herbeiführen…“
Das Wort Gottes könne nicht mehr gehört werden, beklagte er. „O, alles lärmt; und wie man von einem heißen Getränk sagt, dass es das Blut aufregt, so ist in unseren Zeiten jedes, selbst das unbedeutendste Unternehmen, jede, selbst die nichtssagendste Mitteilung, nur darauf berechnet, die Sinne zu erschüttern oder die Masse aufzuregen, die Menge, das Publikum, den Lärm! Und der Mensch, dieser kluge Kopf, er ist wie schlaflos geworden, um neue, neue Mittel zu erfinden, den Lärm zu vergrößern, und mit möglichst großer Hast und nach möglichst großem Maßstabe das Lärmende und das Nichtssagende zu verbreiten.“
Es ist verblüffend, dass Kierkegard dies 1851 schrieb – rund eineinhalb Jahrhunderte vor Podcasts, Posts und Streams, die unser Leben inzwischen takten. Einen Lärm dieser Art hätte der Philosoph sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Und dennoch spricht er eine ganz tiefe menschliche Erfahrung an – unabhängig von der Zeit, in der wir leben.
„Die Methoden der Ablenkung mögen sich ändern, aber die menschliche Natur ändert sich nicht“, heißt es in einem Beitrag auf „Aleteia“. „Wir mögen in unserer Zeit mehr Gadgets und Gizmos haben, aber in jedem Zeitalter ist der Mensch in der Lage, seinen Kopf mit Lärm zu füllen, um sich davon abzuhalten, über die tieferen Fragen des Lebens nachzudenken.“
„Warum tun wir das? Aus demselben Grund, aus dem wir oft Junkfood einer ausgewogenen Mahlzeit vorziehen. Wir wissen vielleicht, dass ein Geflügelsalat sättigender ist und uns insgesamt besser fühlen lässt, aber der Cheeseburger verschafft uns eine unmittelbarere Befriedigung. Wir sind lieber jetzt zufrieden als später.“
Und genau hier liegt der Schlüssel: Stille erfordert Geduld. Geduld, damit Gott zu unserem Herzen spricht, und zwar zu seiner eigenen Zeit und nicht nach unserem Zeitplan. Geduld, um mit dem geringeren Gut zu warten, damit das größere Gut in unseren Herzen erblühen kann.
Jesus beschreibt das Reich Gottes oft mit Termini, die Zeit inkludieren: Zeit zum Reifen, Zeit zum Wachsen. Da ist das Samenkorn, das verborgen in der Erde wächst. Ein Sauerteigbrot, das aufgeht. Wichtige Dinge brauchen Geduld und Zeit und Stille.
Wer es schafft, die Ablenkungen einzudämmen, vor ihnen zu flüchten, wer es wagt, sich der Stille in seinem Herzen auszusetzen, der schafft etwas ganz Großes: Einen Raum, wo Gott gehört werden kann. Versuchen wir in dieser Fastenzeit, unser Leben ein wenig weniger laut zu gestalten. Schaffen wir Stille!
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