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Der Spross, der wächst, und das Reich Gottes

vor 3 Tagen in Aktuelles, 1 Lesermeinung
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Leo XIV.: der Vorläufer und der kommende Tag. - der Spross aus dem Wurzelstock und die Erwartung des Reiches. Maria als Vorbild des gläubigen Erwartens. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Beim traditionellen Angelus am Zweiten Adventssonntag legte Papst Leo XIV. das Evangelium dieses Tages aus und stellte die Erwartung des Reiches Gottes in den Mittelpunkt seiner Katechese. Der Papst nahm seinen Ausgangspunkt bei der Gestalt des Täufers als Vorläufer Christi und beim täglichen Gebet der Kirche um das Kommen des göttlichen Reiches.

Zu Beginn verwies Leo XIV. auf den Text aus dem Matthäusevangelium: „Das Evangelium dieses zweiten Adventssonntags kündigt uns das Kommen des Reiches Gottes an (vgl. Mt 3,1–12). Vor Jesus tritt Johannes der Täufer, sein Vorläufer, in Erscheinung. Er predigte in der Wüste von Judäa und sprach: ‚Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe‘ (Mt 3,1)“. Ausgehend vom „Vaterunser“ unterstrich der Papst die Ausrichtung des christlichen Lebens auf das Neue, das Gott schenkt: „Im Gebet des ‚Vaterunser‘ bitten wir jeden Tag: ‚Dein Reich komme‘. Jesus selbst hat es uns gelehrt. Und mit dieser Anrufung richten wir unseren Blick auf das Neue, das Gott für uns bereithält, und erkennen, dass der Lauf der Geschichte nicht bereits von den Mächtigen dieser Welt vorbestimmt ist. Wir stellen unsere Gedanken und Kräfte in den Dienst eines Gottes, der nicht kommt, um uns zu beherrschen, sondern um uns zu befreien. Das ist ein ‚Evangelium‘: eine wahrhaft gute Nachricht, die uns motiviert und mit einbezieht“.


Der Papst beschrieb die Wirkung der Worte des Täufers im Volk und machte deutlich, dass darin ein Ruf zur Vorbereitung auf Christus erklingt: Sicherlich sei der Tonfall des Täufers streng, „aber das Volk hört ihm zu, weil es in seinen Worten den Aufruf Gottes hört, nicht mit dem Leben zu spielen, sondern den gegenwärtigen Moment zu nutzen, um sich auf die Begegnung mit dem vorzubereiten, der nicht nach dem äußeren Schein urteilt, sondern nach den Werken und Absichten des Herzens“.

Leo XIV. deutete die prophetische Erwartung und die christologische Erfüllung im Licht des Jesajawortes: „Johannes selbst wird darüber überrascht sein, wie sich das Reich Gottes in Jesus Christus offenbaren wird, in Milde und Barmherzigkeit. Der Prophet Jesaja vergleicht es mit einem Spross: ein Bild nicht der Macht oder Zerstörung, sondern der Geburt und Neuheit. Auf den Trieb, der aus einem scheinbar toten Baumstumpf sprießt, beginnt der Heilige Geist mit seinen Gaben zu wehen (vgl. Jes 11,1–10). Ein jeder von uns mag sich einer ähnlichen Überraschung entsinnen, die ihm im Leben widerfahren ist“.

Im Rückblick auf das Zweite Vatikanische Konzil, dessen Abschluss sich zum sechzigsten Mal jährte, hob der Papst dessen geistliche Bedeutung hervor: „Das ist die Erfahrung, die die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil gemacht hat, das vor genau sechzig Jahren zu Ende ging: eine Erfahrung, die sich erneuert, wenn wir gemeinsam auf das Reich Gottes zugehen, indem alle danach streben, es anzunehmen und ihm zu dienen. Dann keimen nicht nur Wirklichkeiten auf, die schwach oder nebensächlich erschienen, sondern es verwirklicht sich auch das, was man menschlich gesehen für unmöglich gehalten hätte. Um es mit den Bildern des Propheten zu sagen: ‚Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie‘ (Jes 11,6)“.

Leo XIV. betonte im Weiteren die Perspektive der christlichen Hoffnung: „Wie sehr braucht unsere Welt diese Hoffnung! Für Gott ist nichts unmöglich. Bereiten wir uns auf sein Reich vor, nehmen wir ihn auf. Der Kleinste, Jesus von Nazaret, wird uns leiten! Er, der sich von der Nacht seiner Geburt bis zur dunklen Stunde seines Todes am Kreuz in unsere Hände begeben hat, erstrahlt über unserer Geschichte wie die aufgehende Sonne. Ein neuer Tag ist angebrochen: Wachen wir auf und wandeln wir in seinem Licht!“.

Abschließend fasste der Papst die adventliche Grundhaltung in einem Bild zusammen und verwies auf Maria als Vorbild des gläubigen Erwartens: „Das ist die Spiritualität des Advents, so leuchtend und konkret. Die Lichter entlang der Straßen erinnern uns daran, dass jeder von uns ein kleines Licht sein kann, wenn er Jesus, den Spross einer neuen Welt, aufnimmt. Lernen wir von Maria, unserer Mutter, Frau der vertrauensvollen Erwartung und der Hoffnung, dies zu tun“.

Foto (c) Vatican Media

 


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Lesermeinungen

Stefan Fleischer vor 3 Tagen: So richtig und wichig dies alles auch ist,

so dürfen wir doch etwas anderes nicht vergessen:
«Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.» (Joh 18,36)
Wenn früher vielleicht dieses andere, ewige Reich Gottes oft allzu einseitig betont wurde, so sollten wir heute nicht ins andere Extrem verfallen, das Reich Gottes hier jetzt überbetonen und das ewige vernachlässigen. In dieser Welt ist das Reich Gottes erst im Kommen, es ist nur unser Weg zum ewigen. Oft ist es ein Wandern durch die finstere Schlucht, eine Nachfolge des Herrn nötigenfalls bis hinauf auf das Kreuz. Wenn wir unsere ganze Hoffnung auf dieses setzen, riskieren wir zu vergessen, dass wir hier und jetzt immer neu der Erlösung bedürfen, dass wir unser Heil, das ewige wie das irdische, nicht aus eigener Kraft zu schaffen vermögen.

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